Neues Phänomen und Kandidat für Unwort des Jahres: „Pendel-Migration“

Botschafter Melnyk schimpft mit Deutschland: Ukrainer werden schlecht behandelt

von Alexander Wallasch (Kommentare: 5)

Der Deutsche bat nicht darum, dass Ukrainer zu uns kommen. Sie sind keine Bereicherung, sie sind häufig Kriegsflüchtlinge, die den deutschen Steuerzahler Geld kosten, aber Deutschland ist immer bereit, diese Last zu stemmen und zu helfen.© Quelle: BILD / Youtube / Screenshot

Der immer noch in Deutschland tätige ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat eine Aufgabe in den Raum gestellt, die es zu bearbeiten gilt. Gegenüber der Bildzeitung nämlich meinte Melnyk, man sollte sich in Deutschland Gedanken darüber machen, wieso viele Ukrainer, „keine Lust haben, hier zu bleiben“.

Eine mögliche Antwort hat Melnyk gleich mitgeliefert: Viele ukrainische Flüchtlinge kehren nach seiner Überzeugung Deutschland wieder den Rücken, weil sie sich hier nicht willkommen fühlen.

Also machen wir uns mal Gedanken und wollen dem Herrn Botschafter die Antwort nicht schuldig bleiben. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat gegenüber Melnyk schon ausgeholt:

„Ich möchte Herrn Melnyk klar widersprechen. Die Gesamtsumme der Flüchtlinge fühlt sich wohl. In Bayern weiß ich das. Was Herr Melnyk sagt, ist falsch. Ich habe mich in den letzten Wochen immer wieder mit ukrainischen Flüchtlingen unterhalten, vielen Frauen und Kindern (…). Die Menschen sind positiv und überrascht, wie nett sie aufgenommen werden.“

Und Herrmann legte auch eine Begründung dafür nach: Der Unterschied zu Flüchtlingswellen der Vergangenheit sei, „dass wir von Anfang an erleben, dass die Menschen in ihre Heimat zurückwollen. Das unterscheidet sie von Afghanistan oder Syrien“.

Was Afghanen und Syrer angeht, darf man nicht vergessen, dass auch hier die Enttäuschung bei vielen groß war. Vor allem bei jenen, die sich ein Land vorgestellt haben, in dem Milch und Honig in Strömen in ihre Richtung fließen. Nicht, dass es das nicht im Vergleich zu den heimischen Bedingungen auch täte via Sozialleistungen. Aber es bekommt eben nicht jeder junge muslimische Zuwanderer gleich ein Eigenheim, eine schlanke, willige Blondine oder was er sich sonst noch so vom besten Deutschland aller Zeiten erwartet hat.

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Kommen wir zurück zur Bitte von Botschafter Melnyk, uns Gedanken darum zu machen, wieso viele Ukrainer, „keine Lust haben, hier zu bleiben“. Zunächst einmal liegt hier ein fundamentales Missverständnis vor: Der Deutsche bat nicht darum, dass Ukrainer zu uns kommen. Sie sind keine Bereicherung, sie sind häufig Kriegsflüchtlinge, die den deutschen Steuerzahler Geld kosten, aber Deutschland ist immer bereit, diese Last zu stemmen und zu helfen.

So einfach und simpel ist es zu formulieren, denn jeder Euro, der hier für Ukrainer ausgegeben wird, muss von einem Deutschen erarbeitet werden. Deutschland ist nicht das Land mit den wundersamen Geldbäumen.

Was aber viel erheblicher und auch bedenklicher ist: Unsere Hilfe wird mittlerweile auch von einigen Ukrainern ausgenutzt. Offensichtlich fliehen einige nicht vor dem Kriege, sondern kommen aus nicht umkämpften Gebieten hierher, um schnelle Hilfe insbesondere finanzieller Art abzugreifen – teilweise wurde die Hilfe gleich für mehrere Monate ausgezahlt, die deutsche Bürokratie hat es sich hier einfach gemacht.

Hier handelt es sich auch nicht um irgendeine Mutmaßung, dieses Verhalten hat schon einen Namen bekommen, der Anwärter für das Unwort des Jahres 2022 sein dürfte, die sogenannte „Pendel-Migration“.

Wenn Andrij Melnyk also feststellt, dass mehr Ukrainer gehen als bleiben, dann weiß er am allerbesten, woran das liegt. Die Berliner Morgenpost hat recherchiert und das Problem zusammengefasst:

„Die meisten von ihnen haben private Anlaufstellen in Berlin oder in anderen Bundesländern, nur die wenigsten nutzen das Angebot der vorübergehenden Unterbringung im Ankunftszentrum am ehemaligen Flughafen Tegel.“

Sie kommen, um gleich wieder zu verschwinden? Und damit der Deutsche nicht nachvollziehen kann, was mit ihm und seinem Geld passiert, erlebt er auch hier das Gleiche wie überall dort, wo der Staat Geld ausgibt, es werden keine Daten gesammelt:

„Der Verwaltung liegen keine Zahlen vor, wie viele Flüchtlinge in die Ukraine zurückgekehrt sind.“

Wer allerdings als Deutscher einmal aufstocken musste oder einen Sozialhilfeantrag gestellt hat, der muss sich selbst noch in der vereinfachten Bearbeitung auf teilweise monatelange Wartezeiten einrichten, muss sich Geld leihen, muss betteln oder er bekommt vom Amt einen Einkaufsschein für Nahrungsbedarf oder einen Hinweis auf die nächste Tafel. Soll hier ein Sozialneid gepflegt werden? Der allerdings ist Gift für die Gesellschaft.

Warum gibt es keine zuverlässigen Zahlen, wie viele Ukrainer sich hier aufhalten? Weil sich Ukrainer immer noch 90 Tage lang ohne Visum in Deutschland aufhalten dürfen.

Wie grotesk das alles ist, belegt der Versuch der Morgenpost, die „Pendel-Migration“ aus der Zone des Abgreifens von Leistungen herauszulösen. Dabei entstehen dann Sätze wie dieser hier:

„Dabei handelt es sich um Menschen, die sich zwar längerfristig hier aufhalten, aber zwischendurch in die Heimat reisen, zum Beispiel um Verwandten bei der Flucht zu helfen oder um andere Dinge in der Heimat zu erledigen.“

Sie reisen in den Krieg, aus dem sie geflüchtet sind, um anderen dabei zu helfen, zu flüchten oder „um andere Dinge in der Heimat zu erledigen“.

Die Zeitung schreibt: „Vor allem rund um die Osterfeiertage sei dieses Phänomen zu beobachten gewesen, sagte der Sprecher der Sozialverwaltung, Stefan Strauß.“

Ostern war also der beste Moment, Verwandten bei ihrer Flucht zu helfen? Oder ging es hier vielleicht darum, in den weit vom Kriege entfernten Gebieten gemeinsam die Eier anzumalen und für die Kinder im Garten zu verstecken? Wieviel Prozent der Ukraine sind aktuell umkämpft? Zehn oder fünfzehn Prozent der Fläche dieses riesigen Landes?

Wahrscheinlich muss der Ukrainer in nicht umkämpften Gebieten Angst haben. Wer will das von außerhalb einschätzen? Nichtsdestotrotz muss auf solche Umstände hingewiesen werden, wenn Ukrainer hier um Hilfe bitten, Milliarden Euro mitnehmen und in diesem Zusammenhang in den Medien der Begriff „Pendel-Migration“ fällt.

Hier ankommende Ukrainer müssen keinen Asylantrag stellen, haben aber gemäß Asylbewerberleistungsgesetz sofort Anspruch auf finanzielle Hilfe. Jeder Ukrainer bekommt ab dem 1. Juni knapp 450 Euro. Zusätzlich wird die Miete bezahlt und die Krankenversorgung gesichert.

Andrij Melnyk fordert uns Deutsche auf, wir sollen uns Gedanken darüber machen, wieso viele Ukrainer, „keine Lust haben, hier zu bleiben“.

Das haben wir gemacht. Und wir kommen zu dem Schluss, dass der Botschafter offenbar die Unwahrheit gesagt hat. Denn er muss besser wissen, was seine Landsleute umtreibt. Wäre er ein gradliniger Mensch, dann hätte er die Deutschen aufgefordert, genauer hinzuschauen, wer da kommt und warum und was er hier will. Und er hätte Danke gesagt. Weil ein „Danke“ hier angebracht ist.

Hat er aber nicht. Stattdessen hat er ein Märchen präsentiert und damit seine Abneigung gegenüber dem besten Deutschland aller Zeiten weiter gepflegt. Das deutsche Schicksal: Alle wollen zu uns kommen, jeder will etwas von uns, aber so richtig mögen tut uns keiner.

Der Botschafter droht Deutschland stattdessen ganz unverblümt offen und erklärt im Gespräch mit der Bildzeitung, dass man nach dem Krieg genau schauen werde: „Wer war auf unserer Seite und wer hat nur zugesehen?“

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