Eine mögliche Antwort hat Melnyk gleich mitgeliefert: Viele ukrainische Flüchtlinge kehren nach seiner Überzeugung Deutschland wieder den Rücken, weil sie sich hier nicht willkommen fühlen.
Also machen wir uns mal Gedanken und wollen dem Herrn Botschafter die Antwort nicht schuldig bleiben. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat gegenüber Melnyk schon ausgeholt:
„Ich möchte Herrn Melnyk klar widersprechen. Die Gesamtsumme der Flüchtlinge fühlt sich wohl. In Bayern weiß ich das. Was Herr Melnyk sagt, ist falsch. Ich habe mich in den letzten Wochen immer wieder mit ukrainischen Flüchtlingen unterhalten, vielen Frauen und Kindern (…). Die Menschen sind positiv und überrascht, wie nett sie aufgenommen werden.“
Und Herrmann legte auch eine Begründung dafür nach: Der Unterschied zu Flüchtlingswellen der Vergangenheit sei, „dass wir von Anfang an erleben, dass die Menschen in ihre Heimat zurückwollen. Das unterscheidet sie von Afghanistan oder Syrien“.
Was Afghanen und Syrer angeht, darf man nicht vergessen, dass auch hier die Enttäuschung bei vielen groß war. Vor allem bei jenen, die sich ein Land vorgestellt haben, in dem Milch und Honig in Strömen in ihre Richtung fließen. Nicht, dass es das nicht im Vergleich zu den heimischen Bedingungen auch täte via Sozialleistungen. Aber es bekommt eben nicht jeder junge muslimische Zuwanderer gleich ein Eigenheim, eine schlanke, willige Blondine oder was er sich sonst noch so vom besten Deutschland aller Zeiten erwartet hat.
Ihre Unterstützung zählt
Kommen wir zurück zur Bitte von Botschafter Melnyk, uns Gedanken darum zu machen, wieso viele Ukrainer, „keine Lust haben, hier zu bleiben“. Zunächst einmal liegt hier ein fundamentales Missverständnis vor: Der Deutsche bat nicht darum, dass Ukrainer zu uns kommen. Sie sind keine Bereicherung, sie sind häufig Kriegsflüchtlinge, die den deutschen Steuerzahler Geld kosten, aber Deutschland ist immer bereit, diese Last zu stemmen und zu helfen.
So einfach und simpel ist es zu formulieren, denn jeder Euro, der hier für Ukrainer ausgegeben wird, muss von einem Deutschen erarbeitet werden. Deutschland ist nicht das Land mit den wundersamen Geldbäumen.
Was aber viel erheblicher und auch bedenklicher ist: Unsere Hilfe wird mittlerweile auch von einigen Ukrainern ausgenutzt. Offensichtlich fliehen einige nicht vor dem Kriege, sondern kommen aus nicht umkämpften Gebieten hierher, um schnelle Hilfe insbesondere finanzieller Art abzugreifen – teilweise wurde die Hilfe gleich für mehrere Monate ausgezahlt, die deutsche Bürokratie hat es sich hier einfach gemacht.
Hier handelt es sich auch nicht um irgendeine Mutmaßung, dieses Verhalten hat schon einen Namen bekommen, der Anwärter für das Unwort des Jahres 2022 sein dürfte, die sogenannte „Pendel-Migration“.
Wenn Andrij Melnyk also feststellt, dass mehr Ukrainer gehen als bleiben, dann weiß er am allerbesten, woran das liegt. Die Berliner Morgenpost hat recherchiert und das Problem zusammengefasst:
„Die meisten von ihnen haben private Anlaufstellen in Berlin oder in anderen Bundesländern, nur die wenigsten nutzen das Angebot der vorübergehenden Unterbringung im Ankunftszentrum am ehemaligen Flughafen Tegel.“
Sie kommen, um gleich wieder zu verschwinden? Und damit der Deutsche nicht nachvollziehen kann, was mit ihm und seinem Geld passiert, erlebt er auch hier das Gleiche wie überall dort, wo der Staat Geld ausgibt, es werden keine Daten gesammelt:
„Der Verwaltung liegen keine Zahlen vor, wie viele Flüchtlinge in die Ukraine zurückgekehrt sind.“
Wer allerdings als Deutscher einmal aufstocken musste oder einen Sozialhilfeantrag gestellt hat, der muss sich selbst noch in der vereinfachten Bearbeitung auf teilweise monatelange Wartezeiten einrichten, muss sich Geld leihen, muss betteln oder er bekommt vom Amt einen Einkaufsschein für Nahrungsbedarf oder einen Hinweis auf die nächste Tafel. Soll hier ein Sozialneid gepflegt werden? Der allerdings ist Gift für die Gesellschaft.
Warum gibt es keine zuverlässigen Zahlen, wie viele Ukrainer sich hier aufhalten? Weil sich Ukrainer immer noch 90 Tage lang ohne Visum in Deutschland aufhalten dürfen.
Wie grotesk das alles ist, belegt der Versuch der Morgenpost, die „Pendel-Migration“ aus der Zone des Abgreifens von Leistungen herauszulösen. Dabei entstehen dann Sätze wie dieser hier:
„Dabei handelt es sich um Menschen, die sich zwar längerfristig hier aufhalten, aber zwischendurch in die Heimat reisen, zum Beispiel um Verwandten bei der Flucht zu helfen oder um andere Dinge in der Heimat zu erledigen.“
Sie reisen in den Krieg, aus dem sie geflüchtet sind, um anderen dabei zu helfen, zu flüchten oder „um andere Dinge in der Heimat zu erledigen“.
Die Zeitung schreibt: „Vor allem rund um die Osterfeiertage sei dieses Phänomen zu beobachten gewesen, sagte der Sprecher der Sozialverwaltung, Stefan Strauß.“
Ostern war also der beste Moment, Verwandten bei ihrer Flucht zu helfen? Oder ging es hier vielleicht darum, in den weit vom Kriege entfernten Gebieten gemeinsam die Eier anzumalen und für die Kinder im Garten zu verstecken? Wieviel Prozent der Ukraine sind aktuell umkämpft? Zehn oder fünfzehn Prozent der Fläche dieses riesigen Landes?
Wahrscheinlich muss der Ukrainer in nicht umkämpften Gebieten Angst haben. Wer will das von außerhalb einschätzen? Nichtsdestotrotz muss auf solche Umstände hingewiesen werden, wenn Ukrainer hier um Hilfe bitten, Milliarden Euro mitnehmen und in diesem Zusammenhang in den Medien der Begriff „Pendel-Migration“ fällt.
Hier ankommende Ukrainer müssen keinen Asylantrag stellen, haben aber gemäß Asylbewerberleistungsgesetz sofort Anspruch auf finanzielle Hilfe. Jeder Ukrainer bekommt ab dem 1. Juni knapp 450 Euro. Zusätzlich wird die Miete bezahlt und die Krankenversorgung gesichert.
Andrij Melnyk fordert uns Deutsche auf, wir sollen uns Gedanken darüber machen, wieso viele Ukrainer, „keine Lust haben, hier zu bleiben“.
Das haben wir gemacht. Und wir kommen zu dem Schluss, dass der Botschafter offenbar die Unwahrheit gesagt hat. Denn er muss besser wissen, was seine Landsleute umtreibt. Wäre er ein gradliniger Mensch, dann hätte er die Deutschen aufgefordert, genauer hinzuschauen, wer da kommt und warum und was er hier will. Und er hätte Danke gesagt. Weil ein „Danke“ hier angebracht ist.
Hat er aber nicht. Stattdessen hat er ein Märchen präsentiert und damit seine Abneigung gegenüber dem besten Deutschland aller Zeiten weiter gepflegt. Das deutsche Schicksal: Alle wollen zu uns kommen, jeder will etwas von uns, aber so richtig mögen tut uns keiner.
Der Botschafter droht Deutschland stattdessen ganz unverblümt offen und erklärt im Gespräch mit der Bildzeitung, dass man nach dem Krieg genau schauen werde: „Wer war auf unserer Seite und wer hat nur zugesehen?“
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Kommentar von Hans Krüger
Wir müssen uns nicht verstecken mit dem Willen Menschen in Not aus der Ukraine zu helfen.Dieser Botschafter Melngk ist ein unerträglicher Zeitgenosse ,der bei jeder Gelegenheit Öl ins Feuer gießt und gehört ausgewiesen.Ebenso der Präsident Selenskiy , unrasiert und in Tarn Outfit um Waffen bittend.Mir kommt das sehr geschauspielert vor was hier abgezogen wird von der Ukrainischen Seite.Die Regie führen Akteure der NATO in diesem Drama.Jetzt möchte das Ukrainische Militär die Brücke von Kertsch angreifen wenn der Westen die nötigen Waffen liefert. Ein weiterer Schritt in der Eskalation Spirale.Dieses Konflikt muss umgehend am Verhandlungstisch beendet werden ,ist mein Wunsch.
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Kommentar von Alexander Schilling
Wie? Der Geschäfts- und Sympathieträger Melnyk beklagt sich darüber, dass die Sympathien in Form knisternder Scheine abgeholt werden, um, gewissermaßen zur Erholung von pride-bunter Mülltrennung, inklusiven Beschälungs-, pardon: Beschulungsversuchen sowie kleinasiendeutschem Amtsschimmel in der Bundeshauptstadt, ein paar ruhige Tage Heimaturlaub zu ermöglichen? Verstörend, das...
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Kommentar von Kristin Meyer
Lieber Herr Wallasch, Ihren klaren Ausführungen ist an sich nichts hinzuzufügen. Wobei ich der Meinung bin, dass das Ausmaß der von Ihnen geschilderten Sachverhalte noch viel umfänglicher ist. In den Pressemeldungen sowie auf dem Telegram-Kanal von uncutnews.ch lese ich nicht nur, dass aktuell 760.000 Flüchtlinge aus der Ukraine ab 01.06.2022 Berechtigung auf Leistungen aus HARTZ IC haben, sondern diese Flüchtlinge sogar hier noch Rentenansprüche bereits ab 57 Jahren ohne irgendwelche Einzahlungen beanspruchen können. während wir, die eingezahlt haben, erst Rentenansprüche ggf. ab 65, 67 und später beanspruchen können. Gleichzeitig lese ich, dass die Tafeln in DE u.a. wegen der Inflation, insbesondere aber aufgrund eines höheren Bedarfs zur Unterstützung der Bevölkerung an ihre Grenzen stoßen, was u.a. auch im Zusammenhang mit den Ukraine-Flüchtlingen stehen soll. Ich kann mich mittlerweile leider nicht mehr des Eindrucks erwehren, dass hier auf Seiten dieser Flüchtlinge zu unser aller Lasten ein Riesenreibach gemacht wird.
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Kommentar von Herbert Wolkenspalter
Melnyk könnte sich selber fragen, warum die Ukraine wegen ihrer ständigen, aggressiven Klagen gegen Deutschland unsympathisch wird. Die Worte bitte und danke sind der ihrer Führung wohl fremd, ihr Tonfall ist unverschämt.
Warum wendet sie sich nicht an ihren Hegemon, die USA, dem sie die geostrategische Zuspitzung ursächlich zu verdanken hat? Gegen Deutschland tönt die Ukraine, weil sie weiß, dass wir uns dies gefallen lassen. Gegen die USA tönt sie nicht, weil sie weiß, dass sie eins auf den Deckel bekommt. Waschlappen mit großer Klappe dort, wo sie von noch schlapperen Waschlappen nichts zu befürchten haben.
Es war ein Riesenfehler, das freundliche Kooperationsangebot Wladimir Putins mit der EU „von Lissabon bis Wladiwostok“ in seiner Rede im Jahr 2002 vor dem Deutschen Bundestag zu ignorieren – anstattdessen die NATO nach Osten auszudehnen und damit Vereinbarungen zu brechen.
Putin versteht diese Sprache der Amerikaner. Er kennt darüberhinaus ihre Geheimnisse. Alles was nach diesem Datum 2002 kam, der ein Meilenstein der Geschichte hätte werden können, zeigt, dass Putin die US-Strategie der hegemoniellen Ausdehnung begriffen hat. Russland steht auch auf ihrem Zettel. Auch China hat daraus seine Lehren gezogen.
Wenn es nur eine Supermacht gibt (so war die Situation nach dem Zusammbruch der Sowjetunion) liegt es in ihrer Verantwortung, dass andere keine Angst vor Vereinnahmung haben müssen. Sonst bereiten sie sich entsprechend vor, was einschließt, dass sie ihre Bevölkerungen hinter sich bringen müssen.
Die Zeitgeschichte hätte sich ganz anders entwickeln können. Die USA haben die Chance vermasselt. Die Verlierer sind derzeit die EU und Russland, der Brennpunkt ist die Ukraine. Und die USA treiben ohne Rücksicht auf Verluste anderer voran, was sie haben wollen.
Als Sieger stehen sie trotzdem nicht fest, zumal nach allen Schlappen und desaströsen Folgen der jüngeren Vergangenheit im Irak, in Afghanistan, dem Arabischen Frühling. Es sei denn, sie wollten gerade diese Desaster, während das eigene Land verschont bleibt. Es gibt in den USA so viele Think-Tanks und politische Berater, dass ihnen dieser wiederholte Verlauf nicht entgangen sein kann.
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Kommentar von Hildegard Hardt
Die Unverschämtheiten des Kriegstreibers Melnyk haben wir schon viel zu lange ertragen, aber wir akzeptieren ja auch die immer krasseren Waffenforderungen des Oligarchenfreundes W. Selenskyj!
Wer sich aufgrund der immer wieder betonten "historischen Schuld" ausnutzen läßt, ist an seinem Unheil selbst schuld, und offenbar neigt die überwiegende Mehrheit unserer Regierung zu diesem Masochismus. Ganz anders die USA, die Millionen Kriegstote auf ihrem Gewissen hat und deren Präsident dennoch in Saudi-Arabien vorstellig wird, um den Energieimport zu sichern.
Wenn man bedenkt, wie ablehnend die Ost-Vertriebenen einst aufgenommen wurden und wie ärmlich sie sich durchschlagen mußten, kann man, bei allem Verständnis für Flüchtlinge aus der Ukraine, über das Verhalten der deutschen Regierung nur den Kopf schütteln. Es ist daher nicht verwunderlich, daß sich immer mehr Menschen ausgenommen fühlen wie eine Weihnachtsgans, zumal die Altersarmut in Deutschland rapide zunimmt.